Handlungsfeld 5
Gesellschaftliches Bewusstsein, Engagement und Teilhabe
Der Schutz der biologischen Vielfalt und die nachhaltige Nutzung der Natur sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur dann gelingen, wenn ihr eine breite Akzeptanz in Politik und Zivilgesellschaft zugrunde liegt. Gesellschaftliche Akzeptanz benötigt jedoch ein grundsätzliches Bewusstsein über die Bedeutung von Natur und biologischer Vielfalt.
Um das Naturbewusstsein in der Gesellschaft zu verbessern und dabei alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen, ist eine gute Wissenschaftskommunikation sowie eine intensive und partizipative Informations- und Bildungsarbeit nötig. In diesem Rahmen spielen auch Gerechtigkeitsfragen in den Bereichen Bildung, Teilhabe und Gender eine wichtige Rolle. Ebenso gilt es, das ehrenamtliche Engagement für die Biodiversität und den Naturschutz weiter zu fördern.

Ziel
5.1
Bildung und Kommunikation zur Steigerung des Bewusstseins für biologische Vielfalt
Bis 2030 ist ein hohes gesellschaftliches Bewusstsein für biologische Vielfalt bei mindestens 50 % der Bevölkerung erreicht. Die zielgruppenspezifische, zeitgemäße Bildungs- und Kommunikationsarbeit über die Bedeutung biologischer Vielfalt in allen gesellschaftlichen Bereichen wird gestärkt.
Das gesellschaftliche Bewusstsein für biologische Vielfalt erhöht sich bis 2030 substanziell und es äußert sich insbesondere in steigender Verhaltensbereitschaft und im Alltagsverhalten für den Schutz sowie für die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt. Die bisher häufige, breite Adressierung der gesamten Bevölkerung wird um eine zielgruppenspezifischere Bildungs- und Kommunikationsarbeit ergänzt, die evidenzbasierte, psychologische und gesellschaftliche Einflussfaktoren auf biodiversitätsrelevantes Verhalten berücksichtigt. Die ganze Bandbreite relevanter Zielgruppen, wie soziodemographischer Teilgruppen (Alters-, Bildungs-, Einkommensgruppen, etc.), Lebensstil-Gruppen (soziokulturelle Milieus) und die Interaktion mit relevanten Schlüsselakteuren (z.B. aus Verkehr, Energiegewinnung, Industrie, Handwerk, Landwirtschaft, Sport, Kommunen, etc.) findet hierbei Berücksichtigung. Dabei sind allgemeinbildende und akademische Lernorte wie Kindergärten, Schulen und Hochschulen ebenso wichtig wie Akteure der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, die Nutzung neuer Vermittlungsformate (z.B. virtuelle Realitäten und Social Media) als auch außerschulische und non-formale Lernorte wie z.B. Schutzgebiete, Stadtnatur und Wald sowie botanische und gut geführte zoologische Gärten.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) steht für eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt. Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn Menschen weltweit, gegenwärtig und in Zukunft, in Würde leben und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichtigung planetarer Grenzen entfalten können. Eine solche gesellschaftliche Transformation erfordert starke Institutionen, partizipative Entscheidungen und Konfliktlösungen, Wissen, Technologien sowie neue Verhaltensmuster. Wie auch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ist BNE ein wichtiger Treiber für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 und im speziellen Ziel 4 „Hochwertige Bildung“. Ziel ist eine chancengerechte Entwicklung, die ein Leben in Frieden und dauerhaft tragfähige Ökosysteme ermöglicht. Diese Strategie greift die Ansätze von BNE auf und möchte Menschen aller sozialen Lagen und Altersgruppen durch Bildung für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von biologischer Vielfalt in allen Lebensbereichen sensibilisieren.
Ziel
5.2
Sicherung von Teilhabe, sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Vielfalt im Naturschutz sowie Förderung des ehrenamtlichen Engagements für den Erhalt der biologischen Vielfalt
Bis 2030 werden Mitwirkung und Verantwortung aller gesellschaftlichen Akteure an Innovationen, Wissen und Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie Strukturen und Rahmenbedingungen für ein Ehrenamt im Naturschutz weiter gefördert und so verändert, dass sich (noch) mehr Menschen als bisher für ein Engagement im Naturschutz motivieren.
Natur ist für alle Menschen von Bedeutung. Um dem fortschreitenden Biodiversitätsverlust auf nationaler wie globaler Ebene Einhalt zu gebieten, sind breite Bündnisse und die Einbeziehung umfassender Perspektiven erforderlich. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollen in den Blick genommen und an der Lösung von Problemen und der Gestaltung ihrer Umwelt teilhaben und mitwirken können. Die unterschiedlichen Zugänge zu Natur, abhängig von Alter, Geschlecht, Behinderungen, sozialer und ethnischer Herkunft, wohlhabenden wie ärmeren Menschen, mit unterschiedlichen kulturellen, religiösen und Bildungshintergründen sollen berücksichtigt werden.
Überalterung der Gesellschaft, Nachwuchsprobleme, Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft sowie ein geringes Zeitbudget - von diesen Entwicklungen ist auch das Ehrenamt im Naturschutz betroffen. Dabei leistet das Ehrenamt unverzichtbare und wichtige Arbeit für einen erfolgreichen Naturschutz, u.a. werden wichtige Aufgaben wie das Vogelmonitoring von ehrenamtlichen Strukturen gestemmt. Bislang fehlt eine empirische Erhebung zur aktuellen Situation des Ehrenamtes im Naturschutz.
Maßnahmen
abgeschlossen
in Umsetzung
geplant
5.1 Bildung
geplant
5.1.1
Bis 2026 wird die Bedeutung und der Schutz der Biodiversität sowie genetischer Ressourcen für die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft als ein wichtiges Themenfeld in die Aktivitäten zum UNESCO-Programm Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) 2030 integriert und die Kooperation mit Bildungs- und BNE-Akteuren und deren Unterstützung durch das Biodiversitäts-BNE-Netzwerk „Partnernetzwerk biologische Vielfalt“ verstärkt.
geplant
5.1.2
Bis 2027 wird eine Qualitäts- und Umsetzungsoffensive des Transformativen Lernens (u.a. zum Biodiversitätsschutz) in der schulischen wie außerschulischen (Weiter-)Bildung gemeinsam mit anderen BNE- und Nachhaltigkeitsakteuren gestartet.
geplant
5.1.3
Bis 2026 wird das zielgruppenspezifische Angebot an digitalen Medien (Apps, AR, VR, Games etc.) zur Vermittlung von (Handlungs-)Wissen über den Schutz der Biodiversität für die schulische wie außerschulische Bildungsarbeit kontinuierlich verbessert, aktualisiert und ausgebaut sowie die praktische und sinnvolle Anwendung dieser Formate gefördert.
5.1 Kommunikation
geplant
5.1.4
Bis 2026 werden in partizipativen Formaten Empfehlungen für die zielgruppenspezifische und zeitgemäße Naturschutzkommunikation mit jungen Menschen und Erwachsenen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten erarbeitet und Akteuren der Jugend-, Bildungs- und Naturschutzarbeit zur Verfügung gestellt.
geplant
5.1.5
Bis 2026 wird die Zusammenarbeit mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zum Thema Biodiversitätsschutz und -kommunikation ausgebaut. Hierfür werden praktische Beispiele zur Vermittlung von biodiversitätsrelevanten und evidenzbasierten Narrativen (z.B. One Health Ansatz,Natürlicher Klimaschutz) im Schulterschluss mit unterschiedlichen Akteuren aus den Bereichen Naturschutz, Gesellschaftsakteuren, Kultur und Kommunikation entwickelt und erprobt, sodass die Themen auch sektorübergreifend kommuniziert werden können.
5.2 Sicherung von Teilhabe, sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Vielfalt im Naturschutz sowie Förderung des ehrenamtlichen Engagements für den Erhalt der biologischen Vielfalt
geplant
5.2.1
Bis 2026 werden die Leistungen des ehrenamtlichen Naturschutzes einschließlich der Freiwilligendienste empirisch erhoben und zugleich der Handlungsbedarf und die Möglichkeiten einer gezielten Unterstützung, Sicherung und Stärkung zum Ausbau des Engagements aufgezeigt.
geplant
5.2.2
Bis 2027 und darüber hinaus werden Angebote, die die Teilhabe und das Engagement junger Menschen bei Schutz und Wiederherstellung von biologischer Vielfalt stärken, kontinuierlich ausgebaut.
geplant
5.2.3
Bis 2026 werden Reaktionsstrategien gegen rechtsextremistische sowie populistische Einflussnahme im Naturschutz (in Anlehnung an den UMK-Beschluss 2020) auf Basis von Forschungsprojekten geprüft und entsprechend der Ergebnisse konkreter Maßnahmen, Programme oder Aktivitäten entwickelt.